Geschichte

Geschichte

Vollerwiek, das südlichste Dorf von Nordfriesland, liegt dort, wo Nordsee und Eider zusammenstoßen. Der Name resultiert vermutlich aus der westfriesischen Besiedlung und würde somit eine ´Volle Einweich´, also eine große, tiefe Bucht beschreiben.

Hier, wo der bei uns vorherrschende Südwestwind so richtig ankommen kann, wuchs an den Deichen das Eiderfriesische Streudorf. 

Die kleine schmucke Kirche, ca. in der Mitte des Dorfes gelegen, kann allerhand berichten, wenn unsere Sinne nur imstande sind, es wahrzunehmen. Auf einer hohen Warft erbaut, wurde sie, wie auch die sehenswerte Welter Kirche, im Jahre 1113 gegründet. In diesem Jahr, hatte die Familie Bojemann in Garding ihren Kirchherrn erschlagen, da er den Gottesdienst begonnen hatte, bevor sie sich in die Kirche bequemt hatten. Damit sich diese Sitte nicht weiter ausbreitete, wurden rund um Garding viele Kirchen errichtet. Somit waren die Kirchwege nicht mehr so lang, man konnte rechtzeitig erscheinen und außerdem konnten die Einen ja genau so gut oder besser wie die Anderen eine Kirche bauen. Von nun an läuteten in fast allen Dörfern die Glocken der Kirchen zu Freud und Leid.

Es war eine unruhige harte Zeit, gekennzeichnet von Händel und Sturmfluten. Die damaligen Vollerwieker Deiche, die auch große Teile des südwestlichen Eiderstedts schützten, waren nicht immer den heranstürmenden Nordseewellen gewachsen. So ging außer Teilen des eingedeichten Landes auch die südlich von Vollerwiek liegenden Vorlande ‘Mittelsand’ und ‘Borgsand’, die sich stark der damaligen Dithmarscher Küste genähert haben müssen, verloren. So wird berichtet, dass die Eiderstedter auf dem Borgsand im Jahre 1414, ‘fast im Angesicht der Feinde’, vier wegen Pferdediebstahl angeklagte Dithmarscher erhängt haben. Im darauffolgenden Jahr kamen daraufhin die Dithmarscher eben an dieser Stelle über die Eider und verwüsteten Eiderstedt.

Im Rahmen dieser Dithmarscher- Eiderstedter Fehde brachten anno 1461 die Brüder Tete und Poppe Sweyn den Eiderstedter Staller Don Johsen um. Auf Grund der hereinbrechenden Flut schafften sie es nicht mehr zu ihrer Dithmarscher Verwandschaft zu fliehen und suchten Zuflucht in der Vollerwieker Kirche. Die aufgebrachten Eiderstedter hatten sie jedoch verfolgt und drohten nach eintägiger Belagerung, die Kirche in Brand zu stecken. Wohl nicht aus Gottesgläubigkeit, sondern eher im Angesicht des unehrenhaften Feuertodes ergaben sich die beiden Brüder und wurden vor Gericht gestellt, das sie zum Tode durch Köpfen verurteilte. Weitere Berichte über diese blutige Fehde, außer gelegentliche Viehdiebstähle sowie handgreifliche und verbale Händel sind nicht bekannt.

Um 1600 herum erhielt Vollerwiek mit der Eindeichung des ‘Westerkooges’ zwischen dem ‘Alten Deich’ (Badeecke) und dem ‘Welter-Gardinger Kornkoogdeich’ (Schietecke) gelegen, sein heutiges Gesicht. Diese Deichlinie ist bis auf geringfügige Änderungen aufgrund von Deichverstärkungen erhalten geblieben. Nur selten, wenn Ebbe und Flut das Watt stark verwerfen, geben die Eider und die Nordsee z.B. bei Spannbüllhörn Zeugen des verlorenen Vorlandes sowie der früheren Besiedlung wieder frei. 

Seit jeher stellen die Deiche für die Bevölkerung dieser Region wohl einen der wichtigsten Punkte ihres Lebens dar. Zum einem bieten sie Schutz vor den heranstürmenden Wellenbergen, zum anderen bedeuten sie auch eine große ökonomische Belastung. Die Unterhaltung dieses Küstenstreifens verschlingt viel Geld, so dass von altersher, auch aufgrund der Schutzfunktion für die südwestlichen Teile Eiderstedts, neben Vollerwiek die Kommunen Welt, Kirchspiel Garding, Stadt Garding und Katherinenheerd, sich an den Kosten beteiligen. Wegen dieser Beteiligung nennt man daher diese Deichstrecke den ‘Fünf-Kommunendeich`.

Über die Entstehung der Halbinsel Eiderstedt

Die Halbinsel Eiderstedt bestand seit dem Mittelalter aus den 3 Harden Eyderstede, Everschop und Utholm, die seit der frühen Neuzeit auch als „Dreilande“ bezeichnet werden. Harden bildeten, ähnlich wie heute die Gemeinden und Kreise, eine administrative Einteilung des Dänischen Reichen.
Im Westen der heutigen Halbinsel trennten die Prielströme der Süderhever und des Fallstiefs bis in das Mittelalter bzw. in den Beginn der frühen Neuzeit die Inseln Utholm und Westerhever von Eyderstede und Everschop. In west-östlicher Richtung durchzog ein Sandwallsystem die Halbinsel, südlich schloss sich mit Eiderstede ein stabilies Marschengebiet an, während der nördliche Teil der Halbinsel im Mittelalter mit Prielen durchzogen war.
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